Freitag, 7. November 2014

Food Porn 2.0


Unser Verhältnis zu Essen hat sich während der letzten Jahre und insbesondere im Zusammenhang mit den aufkommenden Social-Media Kanälen wie Instagram, Pinterest oder Tumblr stark verändert. Food Porn, so das Schlagwort der Stunde - eine Bezeichnung für die lifestylegerechte Aufbereitung von Food, sprich das Abfotografieren von Mahlzeiten und die Bilder dessen danach im Netz zu teilen. Dass Essen und Pornografie im gleichen Zusammenhang genannt werden, bestätigt bereits die Tatsache, dass wir ein perverses Verhältnis zu Nahrung bekommen haben. Rein der Fakt, dass man das Essen abfotografiert, bevor man es geniesst, geht eigentlich der menschlichen Natur völlig entgegen. 

So hat etwa Jeremy Scott in der aktuellen AW14 Moschino-Kollektion Mc'Donalds Klassiker wie das M, Pommes oder Ronald ähnliche Klamotten gar auf den Laufsteg gebracht. Meine These: Weil man in der Magerwahn-Lifestyle-Gesellschaft im 21. Jahrhundert nicht mehr genügend Essen genüsslich zu sich nehmen kann, will man es wenigstens bildlich festgehalten haben. Lifestyle durchdringt alle Lebensbereiche - du bist, was du isst!

In der Realität liegen die Fakten wie folgt: Grosse Teile der Bevölkerung in der westlichen Welt werden immer übergewichtiger, gleichzeitig haben immer mehr auch mit Essstörungen zu kämpfen. Hinzu kommt die Tatsache, dass noch immer unzählige Menschen an Unterernährung leiden und zu wenig Nahrung erhalten. Was würden die wohl sagen, wenn man sie mit einen Food-Porn Instagram-Account konfrontieren würde?

Die aktuelle Food-Waste Kampagne des WWF hat mich sofort überzeugt. Es ist erschreckend zu lesen:


Zu Food Waste werden Lebensmittel gezählt, die für den menschlichen Verzehr produziert werden, jedoch irgendwo zwischen Feld und Konsum verloren gehen. In der Schweiz schaffen es jährlich rund zwei Millionen Tonnen einwandfreier Lebensmittel nicht auf unsere Teller. Das entspricht der Ladung von etwa 140'000 Lastwagen, die aneinandergereiht eine Kolonne von Zürich bis Madrid ergeben würden. Fast die Hälfte der Verluste werden in den Haushalten verursacht: Pro Person landen hier täglich 320 Gramm Lebensmittel im Abfall, ungefähr eine ganze Mahlzeit. 

Meine Mitbewohnerinnen haben mich ja schon immer ausgelacht, weil ich jegliche Reste aufhob und später noch ass. Aber eine so schlechte Angewohnheit ist das sicherlich nicht. Und auch im Supermarkt sollte bereits besser überlegt werden: Was brauche ich wirklich? Wie oft bin ich überhaupt zu Hause? Kann ich das alles essen?

Das scharfsinnige Kampagnen-Video dazu zeigt uns das Phänomen Food Porn 2.0: 

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