Freitag, 7. März 2014

Literatur aus Lateinamerika


Während meiner Reisen durch Zentral- und Südamerika war ich stets darum bemüht, Literatur aus den jeweiligen Ländern (und wenn möglich natürlich auf Spanisch) zu lesen. Zuerst empfand ich Lateinamerikanische Literatur als etwas kitschig, doch schon bald war ich fasziniert von den tiefgreifenden Liebesgeschichten, die meist durch die Kolonialisierung oder politischen Revolutionen erschwert oder beinahe zur Utopie wurden. Dass die Bücher alle von Frauen stammen, kann man als Zufall, wohl aber auch als bewusste unbewusste Entscheidung sehen, so denke ich. Vier meiner Lieblinge möchte ich euch hier vorstellen.

"Die Bewohne Frau" von Gioconda Belli
Kein Buch hat mich bislang so berührt wie dieses. Ich habe es an meinem ersten Wochenende in Kolumbien verschlungen. Es war ein Wochenende des Ungewissens, hatte ich doch drei Monate alleine in Kolumbien, Ecuador und Peru vor mir und wusste nicht, was mich erwarten würde. Da war "La Mujer Habitada" mein Fels in der Brandung! Ich kannte die nicaraguanische Autorin bereits, hatte ich doch während meiner ersten Reise durch Zentralamerika auch Nicaragua besucht und stiess so auf ihr Werk "Sofia de los presagios" (Deutsch: Tochter des Vulkans), das ich sogar auf Spanisch gelesen hatte. Doch zurück zu der bewohnten Frau: Der Roman ist autobiografisch gefärbt und erzählt die mutige Geschichte von Lavinia. Eine junge Architektin, wohlhabend und aus bestem Hause, die sich gegen ein Leben in Saus und Braus und für eines als Rebellin im Untergrund entscheidet. Gekonnt verbindet Belli indigene Mystik mit der Diktatur-Thematik Lateinamerikas. Belli spielte selbst in der nicaraguanischen Revolution eine grosser Rolle, was beim Lesen kaum überhört werden kann.

"Eva Luna" von Isabel Allende 
Isabel Allende ist wohl den meisten ein Begriff. Bereits meine Mutter las Bücher von ihr, und als ich selbst nach Mexiko, Guatemala, Honduras und Costa Rica reiste packte es mich auch. Eva Luna erzählt von einer jungen Frau in Chile die nichts hat, als ihre Geschichten und ihren Namen. Nomen est Omen - denn Eva Luna ist nach der ersten Frau in der Bibel mit dem Nachnamen Mondin, die Frau der Frauen, getauft. Ihren Ursprung hat sie also im mythischen und durch den frühen Tod ihrer Mutter ist sie schon bald auf sich allein gestellt. Angefangen als Hausmädchen, durchquert sie verschiedene Gesellschaftsschichten und kommt zu der Erkenntnis, das man sich seine Vergangenheit selbst erschaffen kann. Nebenbei erfährt man von der politischen Lage in Chile, Machtwechsel, Einführung der Demokratie sowie Guerillakriege und Rebellionen. Gemäss dem lateinamerikanischen Motto "La vida es ahora" das ich so wundervoll finde versucht Eva das beste aus jedem Augenblick zu machen.

"Como Agua para Chocolate" von Laura Esquivel
Es war in einem kleinen Bergdorf in Mexiko, in der nähe von Oaxaca. Ich dachte mein Spanisch müsste nun gut genug für ein Buch sein und begab mich in eine kleine Bücherei. Ein ältere, aber adretter Buchhändler empfahl mir "Como Agua para Chocolate" von der mexikanischen Schriftstellerin Laura Esquivel. Das sei leicht zu lesen, trotzdem aber ein Kernwerk lateinamerikanischer Literatur. Binnen weniger Tage hatte ich das Buch verschlungen. Die Geschichte handelt von Titas Leben und ihrer unglücklichen Liebe zu Pedro. Als letztgeborene der Familie dürfte Tita eigentlich nicht heiraten, ist ihre Mutter doch eine sehr traditionsbewusste Frau. Sie soll sich gemäss dem Brauch um ihre Mutter kümmern, bis diese stirbt. Nur beim Kochen kann Tita ihre Gefühle und Leidenschaft ausdrücken. 

"Nackt schwimmen" von Carla Guelfenbein 
Erst während der letzten Wochen hatte ich endlich Zeit, dieses Weihnachtsgeschenk von meinem Bruder zu lesen. Chile 1972, kurz vor dem Putsch Pinochets und der 17-jährigen Diktatur. Morgana und Sophie verbindet eine tiefe Freundschaft, die man gar als Liebschaft oder innige Schwesternbeziehung beschreiben könnte. Die zerbrechliche Sophie lebt bei ihrem Vater Diego, der einer der engsten Berater Allendes ist. Alles gerät aus den Fugen, als Morgana und Diego sich verlieben und diese sogar schwanger wird. Sophie erfährt von der Liebschaft und flüchtet zu ihrer Mutter nach Paris. Während Diego und Morgana nach einem mühseligen Leben im Untergrund eines Tages vom Militär gefangen und getötet werden, kann deren Tochter Antonia mit ihren Grosseltern nach Spanien flüchten. Jahre später begegnen sich Sophie und Antonia und Sophie kann Morganas Tochter Antworten auf all ihre Fragen liefern. 

Kennt ihr diese Autorinnen? Mögt ihr Lateinamerikanische Literatur?

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